Der Krieger und die Kaiserin – Ein postmodernes Liebesmärchen

Der Krieger und die Kaiserin

Deutschland 2000

Regie: Tom Tykwer

DarstellerInnen: Franka Potente, Benno Fürmann,Joachim Krol, Lars Rudolph, Melchior Beslon, Rudger Pistor, Natja Bruckhorst, Jürgen Tarrach

Franka Potente, in weiß gekleidet, streckt den grauen Benno Fürmann aus dem blauen Himmel ihre helfende Hand entgegen. Dass es in „Der Krieger und die Kaiserin“ um die rettende Kraft der Liebe geht und dass der Film etwas übersinnliches hat, kann man schon am Cover der DVD unschwer erkennen. Obwohl die Protagonistin kein Engel im eigentlichen Sinn ist, schmückt der Film seine Liebesgeschichte mit soviel fantastischen Zufällen aus, dass daraus eine Art postmodernes Märchen wird. Regisseur Tom Tykwer blieb damit seiner Linie treu, denn der Film schließt geradezu nahtlos an die Vorgänger „Winterschläfer“ und „Lola rennt“ an. Und im Gegensatz zu letzterem sind hier auch wieder die einzelnen Charaktere so interessant, dass man von dem zweistündigen Epos gefangen genommen wird.

Die Krankenpflegerin Sissi (F.P.) arbeitet in der geschlossenen Abteilung eines Irrenhauses und ist bei den Patienten wegen ihres sanften und verständnisvollen Wesens sehr beliebt. Doch eines Tages hat sie einen schweren Unfall, der ihr gesamtes Leben durcheinanderbringt. Als sie von einem Lastwagen angefahren wird und anschließend nicht mehr richtig Luft bekommt, rettet ihr der ehemalige Soldat Bodo (B.F.) mit seinem Wissen über Erste Hilfe das Leben. Langsam erholt sich Sissi wieder von ihren Verletzungen, doch sie träumt immerzu von dem schönen, unbekannten Mann, der ihr geholfen hat. Mit viel Glück gelingt es ihr, ihn wiederzufinden, doch der psychisch durch den Tod seiner Frau angeschlagene, arbeitslose Bodo, plant gerade mit seinem Bruder Walter (J.K.) einen großen Banküberfall und eine Flucht nach Sydney und will daher von der jungen Frau, die sich einbildet, irgendwie schicksalhaft mit ihm verbunden zu sein, nichts wissen…

Besonders eindrucksvoll an dieser ungewöhnlichen Liebescgeschichte ist die Spannung zwischen Bodo und Sissi, die zwei komplett unterschiedliche Charaktere sind. Die ruhige und verträumte Krankenschwester, die all ihre Zeit für ihre Patienten opfert, scheint zunächst eine eher passive Figur zu sein. Als sie sich jedoch für ein Leben mit Bodo entschließt, beginnt sie für ihre Wünsche und Träume zu kämpfen und wandelt sich zu einer starken Frauenfigur. Franka Potente, die kurz vorher als rennende Punkerin Lola berühmt geworden war, konnte mit dieser Rolle sowohl eine gewisse Wandlung vollziehen als auch ihrer ursprünglichen Linie treu bleiben. Bodo hingegen erscheint zunächst als ein Mann der Tat, der sich in klassisch männlichen Domänen wie Kickboxen oder den Umgang mit Feuerwaffen souverän auskennt. Anstatt Zeit mit der schönen Sissi zu verbringen, bleibt er dem Männerbund mit seinem kriminellen Bruder Walter treu. Aber durch eine ganze Kette von Ereignissen wird aus dem harten Burschen ein verängstigter und orientierungsloser, der nur durch die Hilfe der entscheidungsstarken Sissi aus seiner Lethargie gerettet werden kann.

Der Zufall, der sich schließlich als Schicksal herausstellt ist es, der in diesem Film die Handlung vorantreibt. Zufällig ist Sissi gerade an dem Tag in der Bank als Bodo und Walter den Überfall geplant haben und wird so doch noch ein Teil der Geschichte des zunächst so abweisenden Bodos. Obwohl dieses Konzept schon einiges an Charme hat, wirkt „Der Krieger und die Kaiserin“ manchmal doch ein wenig übertrieben. Tykwers früherer Film „Winterschläfer“ handelte auch von einem größeren Plan, der das Schicksal mehrere Menschen miteinander verband. Doch da es sich nicht um gänzlich fremde und komplett konträre Charaktere handelte, wirkte die Idee dort natürlicher.

Nichtsdestotrotz ist „Der Krieger und die Kaiserin“ ein sehr guter Film, der durch die beeindruckende Wandlung der ProtagonistInnen und Tykwers mittlerweile schon routinierte, gekonnte Regie überzeugt. Der lange Film hat spannende Stellen genau so wie poetische Momentaufnahmen zu bieten.

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